Weibliche Lust ab 40
Veröffentlicht am 01.01.1970"sexy, wild und sinnlich! Oder etwa nicht?" - Diesem Thema widme ich mich sehr persönlich in den fogenden Zeilen. Für die Blogparade"Weibliche Lust ab 40: sexy, wild & sinnlich! Oder etwa nicht?", an der sich über 30 wunderbare Frauen beteiligt haben :-) Initiatorin ist Gela Löhr von lemondays.de. Lesen lohnt!
Wie mich Konzepte in der ersten Lebenshälfte auf die falsche Spur lockten
In jungen Jahren war meine Sexualität von Erwartungen und Annahmen geprägt, die mir mein Freundeskreis und die Gesellschaft vorgaben. Daran orientierte ich mich. Ich hatte eine Vorstellung, und diese gab es zu erreichen. Szenarien spielten sich vorher in meinem Kopf ab und ich war in der selbst erwählten Hauptrolle aus diesem Film einen Oskar reifen zu machen. Sexualität wurde Mittel zum Zweck. Und der Zweck war, die große Liebe zu bekommen.
Natürlich spielte sich vieles auf einer unbewussten Ebene ab. Ich hatte einen Plan, ein Konzept mit einem Ziel. Das galt es umzusetzen. Dabei war ich alles andere als bei mir selbst und im Körper. Ich konnte mich und meine eigene Lust nicht spüren.
Und ja - darum ging es auch nicht. Mein damaliger Glaubenssatz: "Frauen lieben. Männer haben Lust." Und ich probierte immer wieder erfolglos dieses Tauschgeschäft. Das eine Frau Lust haben kann und diese auch noch ausspricht und auslebt erschien mir undenkbar. Und genau darum geht es....nicht denken ;-)
Wie die Krise in der Mitte des Lebens mich mit Schuld und Scham in Kontakt brachte und was das mit gutem Sex zu tun hat
Wir alle erleben mit anfang bis Mitte 40 in irgendeiner Form diese Zäsur im Leben, die uns nochmal alles in Frage stellen lässt. Ein Rückblick auf das bisherig geführte Leben wird unvermeidbar. Menschen trennen sich aus langjährigen Beziehungen, verändern sich im Job nochmal um 180 Grad. Fangen neu an. Die Frage nach dem "wie habe ich das bis jetzt gemacht" und "will ich das so beibehalten" wird relevant.
In diesem Zeitraum wurde Sexualität für mich nochmal ganz wichtig. Ich wurde wichtig. Es ging plötzlich nicht mehr darum, was kann ich im anderen damit erreichen und bewirken. Es ging plötzlich um mich.
Im Moment der Begegnung mit mir selbst auf der Bühne meiner Lust - plopp - waren zwei ungebetene Gäste mit von der Partie: die Scham und die Schuld.
Diese zwei ungebetenen Gäste statten nicht nur mir ihren Besuch ab - sie sind tief verankert im weiblichen Kollektiv. Heisst ja auch Schamlippen und nicht Lustlippen. Also ist da unten irgenwas, wofür ich mich als Frau schämen muss. Aber warum denn? Es war nicht sofort greifbar. Die Lösung schien gar nicht so einfach. Ich fing an mich mit dem Thema zu beschäftigen, vor allem aber fing ich an, mich mit meinem Körper und dem, was in meinem Körper los ist zu beschäftigen. Und schon saß die Schuld mit im Boot. Gedanken wie "ich bin jetzt egoistisch und selbstverliebt" tobten in mir.
Es blieb keine andere Möglichkeit offen, als der Schuld und der Scham in mir zu begegnen. Das volle Programm. Alle unangenehmen Gefühle zu fühlen, mit denen sie mich in Kontakt brachten. Schicht für Schicht.
Warum "später" Sex so viel Spass macht und was das mit Bewusstsein zu tun hat
Das Konzept meiner früheren Jahre konnte meiner Suche nach tiefer und lusterfüllter Begegnung nicht standhalten. Also warf ich alle Konzepte über den Haufen und fing an, mir selbst immer ehrlicher und immer authentischer zu begegnen. Ich hatte plötzlich die Reife erlangt, mich mit meinen Fehlern und Macken anzunehmen. Das heisst nicht, das immer alles gut und schön ist. Das heisst, ich kann wesentlich besser aushalten, dass nicht immer alles gut und schön ist.
Dazu gehört für mich Lebensweisheit, Erfahrung, persönliche Entwicklung. Und das habe ich jetzt mit Mitte vierzig. Zumindest so viel mehr, als mit Anfang zwanzig.Natürlich gibt es heute noch die Momente, in denen Schuld, Scham, Angst oder sonstige unangenehme Gefühle auftauchen. Und wie eine dunkle Wolke meine Lust und Experimentierfreude sowie meine Hingabe bedrohen. Und heute bin ich mir dieser Dynamik bewusst, ich bin präsent und ganz da. Und kann auch mit meinem Partner darüber reden.
Ich übernehme die Verantwortung für mich. Und ich übernehme die Verantwortung für meine Lust und für meine Sexualität. Ich spreche immer mehr aus, was ich will, was mich bewegt, was mir gerade gut tut. Ich werde aus der Traumfrau, die ich in jungen Jahren versucht habe zu sein, um irgendwelchen eingebildeten Männerfantasien zu genügen, zu einer ganz realen Frau. Mit Ecken und Kanten, mit Höhen und Tiefen. Mit Lust und Frust.
Das macht mich verletzlich. Und schafft Nähe. Eine Nähe, die meiner Sexualität eine andere Dimension ermöglicht. Und ich erkenne, irgendwie habe ich mich schon als junge Frau danach gesehnt. Doch in der Rolle der Traumfrau, die die Bedürfnise von anderen zu erfüllen bemüht ist, bleibt das unerreichbar.
Bewusstseinsentwicklung ist wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Hier begleite ich hauptsächlich Frauen durch Krisen und setze mich stark für Veränderung und Heilung im weiblichen Kollektiv ein. Das Erkennen von Schattenthemen in der Sexualität, die Außeinadersetzung mit Schuld und Scham - gerade für uns Frauen - sind für mich elementar. Durch meinen eigenen Weg und meine eigenen Erfahrungen ist meine Qualität als Begleiterin im Prozess lebendig und glaubwürdig.
Wir Frauen dürfen unsere Lust entfalten und unsere Sexualität ehrlich und lebendig werden lassen. Das ist die Quelle unserer Kreativität und schöpferischer Kraft.
Hier geht es zum Blogartikel der Sexualberaterin Doris Kaiser: "Weibliche Lust ab 40: sexy, wild & sinnlich! Oder etwa nicht?"